Anna Gschnitzer – Autorin
Modellsimulation mit Pfau
Modellsimulation mit Pfau
Eine Stückentwicklung zur Stadtentwicklung
Die Passage als eine Architektur des Übergangs inszeniert die Welt der Waren, der Individuen, die Bewegungen des wohl geformten Lebens. In Marmor, Glas und Stahl ersteht eine urbane Bühne für die Gemeinschaft der Schaulustigen, Konsumenten, Kreativen und Investoren. Zwischen Stuttgarts Europa- und Gerberviertel behauptet die Calwer Passage einen alternativen Lebensraum. Im Fluxus – Temporary Concept Mall versöhnen sich Konsum-Slogans und Kunst-Konzepte, Geschichte und Zukunftsentwurf. Das öffentliche Leben kehrt auf Initiative von Privatunternehmern wieder. Unter einem gläsernen Himmel sind die Widersprüche ausgeräumt und fließende Übergänge zwischen Baukörper und Körperbau geschaffen. Es harmonieren die Traditionslinien der Gründerzeitarchitektur und der Moderne im denkmalgeschützten Gebäudeensemble.
Von Anna Gschnitzer
Schauspiel Katharina Behrens, Patrick Heppt, Monika Wiedemer und virtuell Barbara Behrend
Regie Marie Bues
Dramaturgie Martina Grohmann
Ausstattung Claudia Irro
Video Florian Rzepkowski
Fotos © Theater Rampe / Luzie Marquardt
Eine Produktion von theaterkollektiv bureau in Koproduktion mit Theater Rampe, Stuttgart
»Die junge Österreicherin hat für das Autorentheater Rampe einen klugen Text geschrieben, der sich mit Stadtmodellen auseinandersetzt. Sie will dem Publikum ungewöhnliche Blicke hinter die Kulissen ihrer Stadt erschließen. Weit spannt sie den Bogen von den architektonischen Konzepten Le Corbusiers, die in der Weißenhof-Siedlung umgesetzt sind, zur Gründerzeit-Architektur, die sich in der Calwer Passage mit der kalten Zweckmäßigkeit einer Einkaufsmeile amerikanischen Zuschnitts trifft. [...] Den intellektuellen Sprachfluss der Autorin [...] übersetzen die Schauspieler und Bues in ein szenisches Gesamtkunstwerk, das die Calwer Passage im besten Sinn belebt. [...] Gschnitzers Text entfaltet einen schönen, ruhigen Fluss, der großartig mit den visuellen Elementen in Bues durchkomponierter Regiearbeit harmoniert. Die Intendantin des Autorentheaters Rampe und ihre Kollegin, die Dramaturgien Martina Grohmann, zeigen mit diesem Projekt das grenzüberschreitende Potential ihrer Arbeit.«
ESSLINGER ZEITUNG, 14./15.03.2015
»Unter die Theatergänger dieser Premiere der Rampe mischen sich amüsierte Passanten – auch ein gelungenes Beispiel für die Belebung von öffentlichem Raum. […] Anna Gschnitzer macht aber kein Wohlfühltheater für diese Klientel. Die vier Schauspieler flöten nur leicht verfremdete Investorenprosa ins Publikum und erklären den Vorgang der Gentrifizierung, ohne das Wort selbst zu benutzen: ‘Bald flitzen hier junge attraktive Männer in Rennrädern herum, werden in abrissreifen Häusern Bagelstationen eröffnen und mit einem verschmitzten Lächeln die eigene Mieterhöhung erkaufen.’ […] Das Publikum kommt in Bewegung, es geht vom Platz aus in eine Boutique, von dort aufs Dach der Passage – ein zauberhafter Ort übrigens, allein dieser Gang lohnt die Vorstellung – und wieder zurück. […] So aber ist die Mischung aus theoriestrotzenden Satzspiralen, musikalischen Einlagen und komischen Einfällen ziemlich kurzweilig.«
STUTTGARTER ZEITUNG, 09.03.15
»Mit vielen aufgesetzten ‘Oh’, ‘Ah’ und ‘Ach’ kommentieren Katharina Behrens, Monika Wiedemer und Patrick Heppt in aufwendig produzierten Kostümen aus der Werkstatt von Claudio Irro das Häuschen in Orange. Selbstironisch führt das Ensemble eine Generation vor, die die Calwer Passage während einer Interimsnutzung ‘Fluxus’-Einkaufszentrum nennt. […] Aus der Kälte des Abends marschiert die Publikumsschlange am Samstag in die Wärme eines geschlossenen Raumes (ganz ohne ‘Theatersaal’ geht es dann doch nicht), lässt sich auf Hockern nieder, erlebt Musik- und Showeffekte, begibt sich auf die Terrasse der Passage, wo die Nasen durch einen Mix aus den Küchen der Restaurants strapaziert werden, wird zurückgeführt in den Raum. Macht und Räume, so viel wird an diesem Abend vermittelt, sind untrennbar miteinander verbunden […] Ob die Sehnsucht nach reiner Fassade – ‘spiegelglatt, schwarz, glänzend’ wie die Haut von Josephine Baker – durch das Bauhaus erlöst wird, bleibt offen.«
STUTTGARTER NACHRICHTEN, 09.03.15
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